Gute Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften: Lammsbräu in Neumarkt

Wenn von Nachhaltigkeit die Rede ist, dann muss sie zu allererst dort beginnen, wo Produkte hergestellt und Dienstleistungen erbracht werden: in der Wirtschaft. Wie dies konkret aussehen kann, zeigt das Beispiel der Neumarkter Lammsbräu.

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Lammsbräu Bräuerei, Vorstellungsrunde

von Dr. Gerd Rudel

Das Engagement des (ehemaligen) Lammsbräu-Chefs Franz Ehrnsperger wurde nicht von ungefähr bereits 2001 mit dem Deutschen Umweltpreis gewürdigt. Und seither vergibt die Brauerei alljährlich einen Nachhaltigkeitspreis, in dessen Rahmen die Petra-Kelly-Stiftung im Juni 2019 eine Tagung zum Thema "nachhaltiges Wirtschaften" durchführen konnte.

Lammsbräu in Neumarkt/Oberpfalz kann auf eine fast 400-jährige Tradition zurückblicken und befindet sich seit dem Jahr 1800 im Besitz der Familie Ehrnsperger. Als Franz Ehrnsperger in den 70er Jahren die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernahm, änderte sich jedoch die Grundorientierung des Betriebs: 1977 wurde der Umweltschutz „offiziell“ als Unternehmensziel festgeschrieben.  1987 kamen die ersten Bio-Biere auf dem deutschen Markt aus Neumarkt, was damals als eine echte Pionierleistung angesehen werden konnte. Und seit 1994 sind alle Biersorten der Lammsbräu 100% Bio. Die Rohstoffe dafür (also: Braugerste, Dinkel, Weizen, Hopfen und Wasser) kommen allesamt aus der Region. Mit den Öko-Vertragsbauern, die in der „Erzeugergemeinschaft für ökologische Braurohstoffe“ (EZÖB) zusammengeschlossen sind, gibt es Verträge mit fünfjähriger Laufzeit, die den Landwirten ökonomische Sicherheit für ihre Arbeit und Fixpreise deutlich über dem ansonsten üblichen Marktniveau garantieren. Auf diese Weise hat sich die Brauerei zu einem der wichtigsten Förderer der ökologischen Landwirtschaft in der Oberpfalz entwickelt: Von 24 Mitgliedern gegründet, gehören der EZÖB mittlerweile weit über 100 landwirtschaftliche Betriebe an.  

Inzwischen stellt die Lammsbräu neben diversen Biersorten auch Bio-Limonaden und Bio-Mineralwasser her. Anders als beim Bierbrauen werden für die Limonaden auch Rohstoffe benötigt, die nicht in der Region angebaut werden können. Aber auch hier versucht die Lammsbräu die Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette zu übernehmen, auch wenn sie keinen direkten Einfluss die Umwelt- und Sozialstandards hat. Deshalb haben die Limonaden des Unternehmens seit 2018 eine Naturland-Zertifizierung, die neben der Bio-Qualität der Rohstoffe auch Mindeststandards bei Löhnen und Arbeitsbedingungen sicherstellen soll.

Die seit 2001 jährlich veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichte geben im Detail Aufschluss und Rechenschaft über die Unternehmenspolitik und ihre Ergebnisse. Im Mittelpunkt stehen derzeit neben der schon seit langem betriebenen Förderung des ökologischen Landbaus die CO2-Reduktion im Betrieb selbst sowie die Kompensation der nicht vermeidbaren CO2-Emissionen. Einzelheiten dazu sind dem Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2018 zu entnehmen.

Erfreulich: Die Brauerei kümmert sich nicht nur um die Qualität ihrer Rohstoffe und Produkte und um einen möglichst umweltverträglichen Produktionsprozess, sondern auch um das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen. Neben Maßnahmen, die mittlerweile für jedes moderne Unternehmen selbstverständlich sein sollten (Personalentwicklung, Mitarbeitergespräche, betriebliches Vorschlagswesen), sind hier vor allem ein Gesundheitsprogramm mit Bonussystem sowie eine private Unfallversicherung für alle Mitarbeitenden zu nennen.