Der öffentliche Raum: ein Ort guten Lebens

Wenn Städte und Gemeinden für die Menschen gebaut werden, die in ihnen wohnen, leben, arbeiten und Freizeit verbringen, wenn sie sich am "menschlichen Maß" orientieren wollen und so zu einem Ort guten Lebens, dann spielt der öffentliche Raum, der Raum zwischen den Gebäuden, dafür eine entscheidende Rolle: dort bewegen sich die Menschen, dort verweilen sie, dort kommen sie miteinander in Kontakt – oder auch nicht.

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Platz in Ochsenfurt
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Öffentlicher Raum in der historischen Altstadt: "Shared Space" in Ochsenfurt

von Dr. Gerd Rudel

Auch in Bayern gibt es dafür mittlerweile einige positive Beispiele. Einen Überblick gibt etwa eine Dokumentation des bayerischen Landeswettbewerbs "Modellhafte Stadt- und Ortssanierung. Lebensräume für die Bürger". Und mit drei vorbildhaften Projekten haben wir uns bei einer Tagung im Juni 2016 ausführlich befasst.

Als gelungene Neugestaltung eines öffentlichen Raums in einer kleinen ländlichen Gemeinde kann die die Sanierung des Bürgerhauses in Litzendorf (Landkreis Bamberg) mit einem zusätzlichen attraktiven modernen Neubau der Gemeindebücherei und der nutzerfreundlichen Anlage des an den Dorfbach angrenzenden Raums gelten. 

Die Verkehrsberuhigung in der historischen Altstadt Ochsenfurts wurde mittels eines „Shared Space“, also der gleichberechtigten Nutzung des Straßenraums durch alle Verkehrsteilnehmer, durchgeführt. Dies hat zu einer deutlichen Abnahme und einer ebenso deutlichen Verlangsamung des Kfz-Verkehrs geführt, das Miteinander der unterschiedlichen Verkehrsarten ist - trotz anfänglicher Bedenken -  unproblematisch. Mit der Umgestaltung einher ging eine deutliche Aufwertung der Altstadt, die sich auch ökonomisch sehr positiv auswirkte.

In Bamberg ist es gleich an mehreren prominenten Stellen gelungen, durch die Gestaltung des öffentlichen Raums neues Leben in die alte Stadt zu bringen. Die Rahmenbedingungen dafür sind im Weltkulturerbe Bamberg mit seinen rund 72.000 Einwohner*innen, 13.000 Studierenden und rund sieben Millionen Tagestouristen pro Jahr durchaus anspruchsvoll. Mit der (mitten in der Altstadt unterhalb des Doms gelegenen) Sandstraße wurde durch die Herausnahme des Durchgangsverkehrs und die Neuordnung des Straßenraums eine Voraussetzung für das Aufblühen eines ganzen Straßenzugs geschaffen: Tagesgastronomie, die Neueröffnung von Ladengeschäften sowie eine Vielzahl von Aktivitäten, die vor allem durch zivilgesellschaftliche Initiativen getragen werden, waren die Folge. Ebenso erfolgreich war die Neugestaltung der Kettenbrücke, der Verbindung von Gärtner- und Inselstadt, die jetzt Shared-Space-Charakter hat und von den Menschen sogleich als Aufenthaltsraum angenommen wurde.